Ich habe ein Apple TV 4 (die kleine 32 GB Version, die 64 GB schien mir zu teuer) – seit Ende 2015 – quasi seit dem es erhältlich ist. Eigentlich hatte ich meinen ersten Bericht darüber schon direkt nach den ersten Eindrücken getippt. Und er fiel eher negativ aus – dann beschloss ich dem ganzen noch etwas Zeit zu lassen .
Eines der größten Probleme mit dem Apple TV 4 war, dass es anfangs sehr, sehr unfertig wirkte, was hauptsächlich am Betriebssystem lag, Nach dem Kauf kam erst mal Frust, denn weder die Apple Remote App auf iPhone/iPad noch die Apple-Bluetooth Tastatur funktionierte (beides ging noch mit Apple TV 2+3) und so mussten alle Passwörter mühsam per Touch-Remote eingegeben werden, was zum Geduldspiel geriet (das gleiche gilt auch für Suchwörter bspw. bei YouTube oder im neuen TV-Appstore). Gefühlt war Apple TV4 in vieler Hinsicht schlechter, als der Vorgänger. Mann muss Apple hier vorwerfen – mal wieder – ein unfertiges Produkt auf den Markt geworfen zu haben, nur um das Weihnachtsgeschäft noch mitzunehmen. Keine gute Strategie – besser keine Kunden, als frustrierte. Hier wird zum wiederholten Mal vom Apple CEO kurzfristiger Umsatz statt Kundenzufriedenheit generiert.
Mit jedem Systemupdate wurde das ATV4 aber spürbar besser (inzwischen geht auch die Remote-App wieder, von der ein versprochenes App-Update mit Touch-Funktionalität noch aussteht).
Erst mit dem letzten Systemupdate, dass im April 2016 über die Bühne ging, kann z.B. ein Bluetooth Keyboard oder Siri Spracheingabe zum „Tippen“ verwendet werden. Auch erst jetzt kann man (wieder) auf iCloud Fotoalbum zugreifen.
Apple TV – ein wenig Kritik an der Hardware
Grundsätzlich ist Apple TV 4 der richtige „nächste Schritt“ gewesen. Aber erst jetzt wird sie empfehlenswert. An der Hardware habe ich nur zwei Dinge zu kritisieren: 1. der komplett fehlende Audioausgang (ATV 2-3 war immer auch der drahtlose Anschluss zwischen iPhone/iPad und unserer HiFi-Anlage) und 2. Die Fernbedienung – an und für sich genial mit TouchPad, Lagesensor und Mikrofon. Leider viel zu klein und dünn, handlich wie ein Stück Hotelseife, verwirrender Symmetrie (im Halbdunkeln leicht verwechselbar) und zum spielen viel zu unhandlich). Das sie einen Akku integriert hat ist prima, das zwar ein Lightning Kabel dabei ist aber kein Netzteil ist sehr sparsam – allerdings hat jedes Moderne TV-Gerät ein oder mehre USB-Anschlüsse und der Akku hält voll geladen mehre Monate. Wegen Bruchgefahr bei Stürzen sei außerdem eine Schutzhülle (Zubehörhandel) oder zumindest eine Halteschlaufe (bietet Apple selbst) empfohlen.
Streamen von der Netzwerkplatte
Inzwischen bin ich aber begeistert: Endlich kann ich vom NAS-Laufwerk, einer Festplatte, die ohne Computer direkt im Heimnetzwerk erreichbar ist, Filme streamen ohne einen Jailbreak, endlich kann man Apps aus einem Appstore laden und nutzen (schade, dass es nicht wie beim iPad eine Möglichkeit gibt, iPhone-Apps zu nutzen). Das eröffnet der Box eine neue Dimension an Möglichkeiten. Wo es um (Apple-Fair-Play) kopiergeschützte Filme oder TV-Sendungen handelt, darf eine Drittanbietern-App nicht abspielen. Das Problem besteht auf iPad und iPhone auch. Das ist ärgerlich und fast schon Schikane, lässt sich aber durch streamen aus der iCloud umgehen.
Spielekonsole
Eine der neuen Funktionen durch App-Store und offenes Konzept sind Spiele, denn auch als Spielkonsole kann Apple TV 4 richtig Spass machen – z.B. bei Real-Racing 3, wenn man zu viert (4!) gleichzeitig gegeneinander Autorennen fährt (als BT-Controller können hier iPhone, iPod Touch und iPad mit installiertem RealRacing genommen werden). Viele Spiele funktionieren mit der Siri-Remote richtig gut, besonders solche, die den eingebauten Lage- und Beschleunigungssensor nutzen – Autorennen wie besagtes RealRacing3 oder Asphalt 8, das Flug-Action-Spiel Nanosaur, Sportspiele wie Tennis und Bowling oder Abenteuer/Rätselspiele wie Agent A. Manche Spiele verlangen aber nach einem klassischen Controller: Jump&Run wie Rai Man oder Sonic, 3D Actionspiele wie Modern Combat 5. Ein Hemmnis für manche Spieleentwickler dürfte Apples Auflage sein, dass jede App auch mit der eigenen Touch-Remote laufen muss, was bei manchen Spielen einfach nicht sinnvoll machbar ist (so wirkt die Remote Steuerung bei Disney Infinity oder Afterpulse wie eine verdrehte Handgelenks-Yogaübung). Besser wäre ein Hinweis und ein Warndialog vor dem Kauf, für alle Spiele die nicht mit der Apple Remote laufen (ein Kennzeichnung für Klassik-Controller gibt es ja schon im TV-App-Store). Nur wenige Spiele nutzen die Leistung des Apple TV mit seinem 64 Bit A8X Prozessor (iPad Air 2) aus – hier steckt noch viel Potential drin. Grosszügig haben viele Spieleanbieter ihre Apple TV-Version als „universal“ angegeben, sodass für iPad/iPhone gekaufte Titel kostenlos auf dem Fernseher gespielt werden dürfen.
Apple TV 4 als Internet TV
Auch hier gibt es schon einiges. ZDF (inkl. Spartensender wie Neo, Live und Mediathek) und Arte waren vom Start weg dabei ARD Tagesschau 3Sat gibt es inzwischen auch, die Privatsender zieren sich noch. Bei den Pay Streaming Diensten gibt es z.B. Netflix und Watchever. Ob Amazone Prime kommt ist zweifelhaft, nachdem Amazon den Verkauf von AppleTV selbst auf dem Amazon Marketplace verboten hat (so ein Blödsinn). Wie beim Apple-TV2+3, geht aber Amazon Prime TV in HD über iPhone/iPad via AirPlay anstandslos.
Apple TV 4 Siri-Auskunft.
Durch das Mikrofon in der Fernbedienung gibt es auch sprachbasierte Funktionen, die zwar vom iPhone her bekannt sind, sich aber nicht ohne weiteres erschliessen. So kann man Siri auch hier nach dem Wetter fragen oder nach den Spielergebnissen der Bundesliga. Nur im Internet suchen geht derzeit noch nicht.
Für wen nicht?
Wer „nur“ AirPlay für seine anderen Apple-Geräte braucht, wer nur gekaufte Apple-Musik und -Videos abspielen will brauch es nicht. Wer eine XBox One oder Playstation 4 schon hat braucht garantiert kein Apple TV, Spielen, Streamen, Online-Inhalte – all das haben diese schon auf hohem Niveau.
Fazit:
So langsam beweist Apple TV 4, dass es doch echtes potential bietet – ich bin froh, dass ich es noch nicht abgeschrieben habe – es macht wirklich Spaß und wird in Zukunft – wie das iPhone – durch die endlosen Möglichkeiten der Apps noch interessanter werden.
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